Das Elektroauto wie einen Benziner auftanken
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(07.06.2011)
Da das Elektroauto mit Strom statt mit Benzin fährt, blieb einem bisher nur das aufladen des Akku oder die Batterie auszutauschen. Das Aufladen der Batterie für ein Elektroauto dauert an einer normalen Steckdose mitunter bis zu acht Stunden. Nun haben Wissenschaftler des MIT einen Akku entwickelt, dessen Elektrolyt aus einer zähflüssigen Masse besteht. Weil das Elektrolyt flüssig ist, lässt sich der Stromspeicher auch von außen wie ein Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor auftanken oder wahlweise wie ein normaler Akku aufladen.
Die Forscher des MIT nennen das flüssige Elektrolyt auf Anspielung auf das Crude-Oil der Ölwirtschaft „Cambridge crude“. Das Mittel funktioniert in einer Flussbatterie, bei der die Ladungsträger nicht, wie beispielsweise bei Trockenbatterien, in fester Form vorliegen.
Der Vorteil ist, das der Akku durch den Austausch des flüssigen Elektrolyts schnell wieder mit Strom aufgeladen werden kann, die Forscher sehen dabei ausdrücklich auch das Elektroauto als Anwendungsgebiet. Hier könnte das Elektrolyt wie Benzin an einer Tankstelle in das Elektrofahrzeug gefüllt werden, das nicht aufgeladene Elektrolyt würde in dem Fall aus der Batterie abgesaugt werden müssen.
Man kann den Akku aber auch ganz normal mit Strom aufladen, so kann man zum Beispiel zu Hause sein Elektroauto ganz normal an eine Steckdose anschließen. Der Fahrer hat daher die Wahl, ob er schnelle Energie durch Nachtanken oder langsame durch Aufladen beziehen möchte. Da heute bereits so gut wie alle Fahrzeuge mit flüssigen Energieträgern wie Benzin gefüllt werden, sucht die Wissenschaft und die Industrie schon lange nach einer Alternative zum Öl in flüssiger Form – denn so ließen sich die Tankstellen einfacher umrüsten und die Ladeinfrastruktur wäre bereits vorhanden.
Die Materialien des auch „semi-solid flow cell“ (SSFC) genannten Akkus des MIT basieren auf Lithium, die Energiedichte soll laut des MIT sogar höher sein als bei herkömmlichen Lithiumionen-Zellen. In der Endentwicklung rechnen die Forscher mit der Hälfte der Größe einer bisherigen Zelle. Die Forscher haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Advanced Energy Materials veröffentlicht.
Der Preis für das „Cambridge crude“ ist derzeit noch nicht bekannt, allerdings kann man davon ausgehen, das die Rohölkonzerne sehr bald das Patent für die „flüssige Batterie“ kaufen werden, denn welche Konzerne wollen eine Konkurrenz zum Öl entstehen lassen, so lange es noch verhältnismäßig günstig ist?