Renault tritt mit einem modifizierten Elektroauto bei der Formel E an
7 Minuten Lesezeit
Bei der Formel E starten die Rennpiloten mit einem Elektroauto, anstatt eines Rennfahrzeug mit Verbrennungsmotor. Allerdings handelt es sich bei den Stromern um Elektroflitzer, welche extra für Rennen entwickelt worden sind.
Dieses Jahr dürfen die verschiedenen Teams Veränderungen an den Fahrzeugen vornehmen, bisher war dies untersagt.
Das Weltmeisterteam Renault e.dams geht 2016/2017 in der rein elektrischen Rennserie Formel E mit modifiziertem Fahrzeug und bewährtem Fahrerduo an den Start. Wie in den beiden vorangegangenen Saisons sitzen der frischgebackene Weltmeister Sébastian Buemi aus der Schweiz und der Franzose Nicolas Prost für das erfolgreichste Team der noch jungen Rennserie im Cockpit. Wichtigste Neuerung ist neben einem neuen Bodykit mit futuristischem Frontflügel die Steigerung der Rekuperationsleistung von 100 auf 150 kW. Erklärtes Saisonziel von Renault und e.dams ist der dritte Weltmeistertitel in Folge. Die neue Formel E-Saison startet am 9. Oktober 2016 mit dem Auftaktrennen in Hong Kong.
Alain Prost (neben Jean-Paul Driot einer der zwei Teamchefs von Renault e.dams) sagt:
„Unsere Ambitionen sind die gleichen wie in den beiden vorangegangenen Jahren: Wir haben beide Male den Konstrukteurstitel gewonnen und in der vergangenen Saison auch die Fahrerweltmeisterschaft. Entsprechend liegen unsere Ziele sehr hoch”…
„Auch wenn die Aufgabe dieses Jahr schwieriger werden wird, ist die Motivation noch immer die gleiche”
Den Grund für den zunehmend härteren Wettbewerb sieht Prost, welcher vierfacher Formel 1-Champion ist, in der wachsenden Zahl von siegfähigen Teams:
„Deshalb müssen wir in jedem Rennen konkurrenzfähig sein und dürfen keine Gelegenheit auslassen zu punkten.”
Spektakuläre Optik durch neuen Doppeldecker-Frontflügel
Der neue Formel E-Bolide Renault Z.E.16 besticht durch seine spektakuläre Optik. Wichtigste und augenfälligste Neuerung ist der Doppeldecker-Frontflügel mit zwei separaten, übereinander liegenden Luftleitelementen. Zusätzlich zum unveränderten unteren Segment kommt auf Höhe der Radoberkante eine zweite Flügelplatte hinzu, die beidseitig der Nase befestigt wird. Außen sind die beiden Flügelebenen durch den sogenannten „Bi-Plane”-Flügel miteinander verbunden, der gleichzeitig als Radverkleidung fungiert.
Das avantgardistische Frontflügeldesign ist eine Vorgabe des weiter entwickelten Reglements. Durch den futuristischen Look heben sich die Formel E-Fahrzeuge noch stärker von den Monoposti anderer Formel-Rennserien ab. Die individuelle Optik sorgt so für eine eigene visuelle Identität der Formel E. Gleichzeitig wird der Flügel durch die zusätzliche Befestigung an der Fahrzeugnase stabiler. Hierdurch verringert sich die Gefahr, dass die Fahrzeuge die Endplatte nach einer Kollision verlieren, wie in den vorangegangenen Saisons wiederholt geschehen.
Neu ist auch die Farbgebung des Renault Z.E.16. Der Elektrobolide präsentiert sich in einem leuchtenden Blau mit gelben Streifen an den Radverkleidungen.
Mehr Rekuperationsenergie für flexiblere Rennstrategie
Das zweite wichtige Novum in der Saison 2016/2017 betrifft die Energierückgewinnung: Statt wie bisher 100 kW können die Fahrer künftig während des Rennens 150 kW rekuperieren. Hierdurch eröffnen sich noch mehr Möglichkeiten bei der Rennstrategie. So können Fahrer, die besonders effizient mit der Energie haushalten, jetzt länger auf der Strecke bleiben und nach dem Fahrzeugwechsel dafür umso mehr „Gas” geben.
Um die Extra-Energie zu speichern, entwickelte Williams Advanced Engineering die Einheitsbatterie für die Formel E-Fahrzeuge weiter. Unangetastet bleiben die Batteriekapazität von 28 kWh und die Maximalleistung des Elektromotors von 200 kW/272 PS, die die Fahrer im Qualifying abrufen können. Die Maximalleistung der Elektromotoren im Rennbetrieb beträgt weiterhin 170 kW/231 PS.
Zusätzlich erhalten die Formel E-Boliden ein neues Lenkrad, das es den Fahrern ermöglicht, die Energierückgewinnung beim Bremsen zu variieren, ohne die Hände vom Volant zu nehmen.
Außerdem gehen die Formel E-Fahrzeuge 2016/2017 mit einer neuen Reifenmischung an den Start, die schneller auf die optimale Betriebstemperatur kommt und einen geringeren Rollwiderstand bietet. Die profilierten Allwetterreifen von Michelin unterscheiden sich grundlegend von anderen Motorsportreifen. Die Piloten benötigen wie bisher lediglich einen Reifensatz für Training, Qualifying und Rennen.
Als weitere Neuheit sinkt das Fahrzeugmindestgewicht von 888 auf 880 Kilogramm. Außerdem gibt es für die schnellste Rennrunde künftig nur noch einen statt zwei Punkten. Die Punktevergabe in der Formel E erfolgt ansonsten wie in der Formel 1 nach FIA Standards (25, 18, 15, 12, 10, 8, 6, 4, 2 und 1 Punkt). Zusätzlich gibt es drei Bonuspunkte für die Pole Position. Maximal kann ein Fahrer an einem Rennwochenende somit 29 Punkte sammeln. Nach Vorbild der Königsklasse gibt es auch weiterhin in der Formel E eine Fahrer- und Teammeisterschaft.
Hochkarätig besetztes Fahrerfeld
Das Fahrerfeld der Formel E ist hochkarätig besetzt. Neben den Renault e.dams Piloten Nicolas Prost und Sébastien Buemi umfasst es Stars mit Formel 1-Erfahrung wie Nelson Piquet Jr., Lucas di Grassi, Jérôme d’Ambrosio, Jean-Eric Vergne und Nick Heidfeld.
Um sich die Formel E-Lizenz zu sichern, müssen die Piloten ab der neuen Saison, ähnlich wie bei der Superlizenz für die Formel 1, eine bestimmte Anzahl Punkte aus anderen Serien vorweisen können. Außerdem sammeln die Fahrer mit der Teilnahme in der Formel E auch Punkte für die Superlizenz. In den vergangenen Saisons galt dies nur für den Gewinner der Formel E-Meisterschaft.
Fünf neue Stadtkurse im Kalender
Die Rennen der Formel E finden auch in der neuen Saison größtenteils in Großstädten statt. Der Rennkalender der Formel E umfasst 2016/2017 insgesamt zwölf ePrix in zehn Städten. Neu hinzu kommen Hong Kong, Marrakesch, Brüssel und New York. Außerdem kehrt der ePrix von Monaco nach einjähriger Pause in den Rennkalender zurück. In Deutschland gastiert die rein elektrische Rennserie am 10. Juni 2017. Dann starten die Elektro-Boliden in der Bundeshauptstadt zum ePrix Berlin.
Termin | Land | Ort |
9. Oktober 2016 | China | Hong Kong |
12. November 2016 | Marokko | Marrakesch |
18. Februar 2017 | Argentinien | Buenos Aires |
1. April 2017 | Mexiko | Mexiko City |
13. Mai 2017 | Monaco | Monte Carlo |
20. Mai 2017 | Frankreich | Paris |
10. Juni 2017 | Deutschland | Berlin |
1. Juli 2017 | Belgien | Brüssel |
15. und 16. Juli 2017 | Kanada | Montreal |
29. und 30. Juli 2017 | Vereinigte Staaten | New York |
Vielversprechende Testfahrten
Seine gute Form stellte das Renault e.dams Team bereits bei den Testfahrten im britischen Donington unter Beweis. Der aktuelle Champion Sébastien Buemi sicherte sich am Finaltag nicht nur die Bestzeit, sondern stellte auch einen neuen Rundenrekord auf. Mit 1:28.901 Minuten unterbot Buemi mit dem Renault Z.E.16 die Bestmarke aus dem Vorjahr um mehr als eine Sekunde. Auch der Renault Antriebsstrang lieferte eine beeindruckende Performance: Nicht nur Rang eins, sondern auch die Plätze zwei und drei gingen an Fahrzeuge mit Renault Power: Jean-Eric Vergne vom neuen Kundenteam Techeetah wurde mit knapp zwei Zehntelsekunden Rückstand Zweiter, Nicolas Prost im anderen Renault Z.E.16 wurde Dritter.
Technikbasis Spark-Renault SRT_01E
Sämtliche Fahrzeuge im Feld basieren auf dem Spark-Renault SRT_01E, wurden jedoch von den meisten Rennställe unter einem anderen Namen eingesetzt. Die Entwicklung von Motor, Wechselrichter, Getriebe und Kühlsystem der rein elektrischen Boliden ist vom Reglement freigegeben. Außerdem dürfen die Hinterradaufhängungen modifiziert werden, da diese mit dem als tragendem Teil ausgelegten Getriebe verbunden sind.
Eine Besonderheit der Formel E ist der „Fan Boost” für die drei beliebtesten Fahrer. Das Online-Voting startet zwölf Tage vor dem Rennen und bleibt in den ersten sechs Minuten eines ePrix geöffnet. Die Zuschauer haben damit noch mehr Einfluss auf den Rennverlauf. Die Publikumslieblinge bekommen 100 Kilojoule Zusatzenergie zur Verfügung, um in einem beliebigen Zeitraum die Leistung auf bis zu 200 kW zu erhöhen. Die Fahrer haben dabei selbst die Wahl, ob sie die Mehrleistung auf einen Schlag mobilisieren, etwa für ein rennentscheidendes Überholmanöver, oder über einen längeren Zeitraum dosiert abrufen. Der Fan Boost steht erst im zweiten Auto zur Verfügung, in das der Fahrer nach der ersten Rennhälfte umsteigt.
Via: Pressemitteilung von Renault