Sind öffentliche Ladestationen für Elektroautos überbewertet?
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Wer von einem Auto mit Verbrennungsmotor auf ein Elektroauto umsteigt, erlebt im alltäglichen Fahrverhalten laut einer Studie kaum einschränken. Die Studie wurde in einem internationalen Feldversuch von BMW mit 540 Fahrern und ihren Elektroautos durchgeführt, dabei kam heraus, dass 90 Prozent der Fahrer die maximale Reichweite der Elektromobile von 150 Kilometern als ausreichend empfanden.
Zwei Drittel der Teilnehmer fühlten sich mit einem Elektroauto genauso flexibel wie mit einem Auto mit Verbrennungsmotor, für viele Testfahrer sei ein öffentliches Stromtankstellennetz nicht so wichtig gewesen – 56 Prozent der Nutzer hätten ihr Auto nie an einer öffentlichen Ladestation mit Strom betankt. Denn 89 Prozent bevorzugten das Aufladen des Elektroautos zu Hause oder während der Arbeit, nur sieben Prozent würden ihr Elektroauto bei jeder Möglichkeit des Zugangs aufladen.
BMW ließ für den Feldversuch in Berlin, London, New York und Los Angeles je zwei Gruppen von Autofahrern fahren. Eine war mit einer Elektro-Variante des Kleinwagens Mini unterwegs, die andere mit der Ausführung mit Benzinmotor. Dabei fuhren die Testfahrer mit den E-Autos nicht weniger als die Fahrer der Benziner. In Berlin sind die Testfahrer mit dem Elektroauto kürzere Strecken gefahren, als mit dem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor (pro Tag im Schnitt 9,3 Kilometer, mit den Benzinern elf Kilometer.) Auch die Kilometeranzahl pro Tag unterscheidet sich, pro Tag fuhren die Berliner Testfahrer 36 Kilometer mit den Elektroauto und mit der Benzinversion 43 Kilometer.
BMW plant nach den Tests mit den E-Minis weiteren Testversuch mit Elektroautos seiner Kompaktwagen-Reihe 1er, in der Fahrer und Mitfahrer mehr Platz haben. Die Ergebnisse will BMW für seine strategischen Entscheidungen nutzen.
Diese Studie zeigt, das man zumindest in Großstädten wie Berlin nicht unbedingt Ladestationen öffentliche Ladestationen benötigt. Jedoch darf man nicht vergessen, das man als Fahrer eines Elektroautos viel entspannter fahren kann, wenn man weiß, das es Ladestationen in der Nähe gibt, auf welche man im Notfall zurückgreifen kann. Vergleichen könnte man dies mit Tankstellen, denn was würden Fahrer von Autos mit Verbrennungsautos sagen, wenn es pro Stadt nur noch eine Tankstelle irgendwo außerhalb gäbe? Die meisten Fahrer hätten sicherlich ein mulmiges Gefühl.
Auch wenn die Studie von BMW zeigt, das die meisten Fahrer mit ihren Elektroautos selten die Reichweite ausreizen würden, sollte ein öffentliches Netz von Ladestationen errichtet werden, um den Fahrern ein gutes Gefühl zu geben und mehr Menschen dazu zu bewegen, sich ein Elektroautos kaufen.
Öffentliche Ladestationen braucht bei Licht betrachtet kaum jemand. Und vor allen: Wenn diese kaum genutzt werden, dann lohnt sich das für den Eigentümer überhaupt nicht, weil er da nur für ein paar Euro Strom verkauft. Ich habe letztens einen Vortrag von E.ON gehört, die haben auch festgestellt, dass bei MINI E Projekt nach ein paar Wochen kein Mensch mehr an den Säulen getankt hat, weil Laden über Nacht daheim vollkommen ausreichend war.
Ich frage mich sowieso, welche Strategie RWE mit dem Aufstellen der Säulen verfolgt. Aber anscheinend sind sich alle in der Branche einig, dass es denen nur um die PR geht. Geld verdienen können die damit nicht. Es sei denn, der Aufbau von solchen Säulen würde über die Netzentgelte finanziert. Dann würden die aber deutlich steigen und dass schlägt sich ja im Strompreis nieder. Und wer will schon höhere Strompreise für etwas, was eigentlich keiner braucht?
Tja, da hat die Presse Euch leider in die Irre geführt. Beim Lesen der Veröffentlichungen der das Projekt begleitenden TU Berlin stellt sich die Sache nämlöich ganz anders dar:
„… die Möglichkeit, an öffentlichen Ladesäulen mit 32 Ampere zu laden.
Diese Option wird nach Angaben der Nutzer von 56 % der Fahrer nicht genutzt. Als Grund für die Nichtnutzung der öffentlichen Ladesäulen geben die meisten MINI E -Fahrer (94 %) an, dass die Ladesäule zu Hause ausreichend für ihre aktuellen Anforderungen an ein Elektrofahrzeug sei. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Nutzer auf die öffentlichen Ladesäulen mehrheitlich verzichten möchten. Trotz der geringen Nutzung
sind über 50 % der Nutzer überzeugt davon, dass öffentliche Ladesäulen für die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen notwendig sind.“
aus : „Die Nutzerstudie im Rahmen des Flottenversuchs MINI E Berlin“, Bühler et al., 2010
Ich fahre seit etwa einem Jahr privat einen C-Zero. Inzwischen bin ich 12.000km gefahren.
Der Wagen wird nur an öffentlichen Ladesäulen geladen, weil ich keine andere Möglichkeit zur Verfügung habe.
Ich begrüsse ausserordentlich, das es eine steigende Anzahl von Ladesäulen gibt.
Wollen sie die Verbreitung der Elektromobilität tatsächlich fördern, bedarf das einer gut ausgebauten Ladeinfrastuktur, weil der größte Anteil der zukünftigen Elektroautofahrer (wie bei den Verbrennern) eher in den Städten in Etagenwohnungen wohnen, nicht in Einfamilienhäusern.
Zusätzlich ist dringend mit Nachdruck dafür zu sorgen, das die Ladeinfrastrutur jederzeit technisch Funktionstüchtig und darüber hinaus nicht durch Verbrenner bemerkenswert hartnäckig zugeparkt wird.