Durch fehlende Informationen entscheiden sich viele Menschen gegen ein Elektroauto

5 Minuten Lesezeit

[30.1.2020] Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt, dass jeder Zweite den Kauf eines Elektroautos in Betracht zieht, allerdings entscheiden sich am Ende nur 3% für ein E-Auto.

Elektroauto Ladestation mit einem Elektroauto

Elektroauto Ladestation mit einem Elektroauto

Die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat eine Studie mit dem Titel „The road ahead for e-mobility“ veröffentlicht, es wurden mehr als 12.000 Verbraucher in Deutschland, Norwegen, China und den Vereinigten Staaten befragt. Auch wurden Testkäufe in fast 60 Autohäusern von acht Marken in drei Ländern getätigt.

In Deutschland erwägt jeder zweite Autokäufer den Kauf eines Elektroautos, die Tendenz ist steigend. Allerdings ist der Umweltschutz kein Hauptgrund für den Kauf eines Elektroautos, die Fahreigenschaften sind wichtiger.

  • 51% der Kunden in Deutschland haben beim Autokauf vor kurzem ernsthaft über ein Elektroauto nachgedacht. Aber nur 3% haben sich für den Kauf eines solchen Fahrzeugs im Jahr 2019 entschieden.
  • 36% dieser Kunden haben aufgrund der wahrgenommenen Unsicherheit über die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Batterie und aufgrund fehlender Ladeoptionen keinen PKW mit reinem Elektroantrieb gekauft.
  • 27% geben höhere Anschaffungskosten als Grund an.
  • Die Reichweite (16%) und
  • die fehlende Modellauswahl (8%) spielen eine untergeordnete Rolle.

Für viele haben Elektroautos einen Mehrwert – auch wenn es nur die gute Beschleunigung ist

Darüber hinaus nennen die Interessenten und Käufer von Elektroautos Fahreigenschaften wie die Beschleunigung als wichtigsten Mehrwert – für ein Drittel von ihnen ist dies der wichtigste Mehrwert. Auch Anreize wie Kaufanreize, Steuervorteile und kostenloses Parken (25 %) sowie niedrigere Gesamtbetriebskosten (22 %) sprechen für diese Gruppe für Elektroautos. Der Umweltschutz ist nur für 15% entscheidend.

Die Angst vor der Autonomie ist laut Andreas Tschiesner (Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey und Mitautor der Studie) irrational:

„2020 könnte das Jahr der Elektromobilität werden. Die Ladeinfrastruktur ist massiv ausgebaut, die Batterie- und damit die Fahrzeugpreise sinken und die Hersteller arbeiten mit einer Modelloffensive hart daran, die strengen CO2-Anforderungen der EU zu erfüllen.

Tschiesner:

„Fast alle Kunden kommen mit größerem Vorwissen in die Autohäuser als noch vor drei Jahren. Die Autohersteller müssen jedoch die beiden größten Bedenken der Käufer – nämlich der Qualität der Batterien sowie die Frage nach den Lademöglichkeiten – ernst nehmen und vor Ort noch besser aufklären.“

So ist beispielsweise die „Reichweitenangst“, die viele potenzielle Käufer vom Kauf eines Elektroautos abschreckt, in den meisten Fällen unbegründet. Nur ein Prozent der Fahrten erforderte eine volle Batterieladung – 88% der Besitzer von Elektroautos fahren weniger als 40 Kilometer zur Arbeit. Auf jeden Fall, so der Experte, sollten Interessenten an Elektroautos in den Auktionsräumen anders angesprochen werden: Sie sind im Durchschnitt fünf Jahre jünger als ICE-Käufer, leben in der Regel in Großstädten, verfügen über ein um 30 % höheres Einkommen und sind digital viel versierter. 8% von ihnen haben ihr Auto online gekauft – 6 Mal mehr als andere Autobesitzer.

Patrick Schaufuss (Partner bei McKinsey in München und Mitautor der Studie) sagt dazu:

„Für Automobilhersteller und Händler ist es wichtig, an fünf entscheidenden Punkten des Verkaufsprozesses anzusetzen, um das Kundenerlebnis zu verbessern.“

Digitales Angebot: 54% der Autokäufer beginnen ihre Suche online. Heute konzentrieren sich viele Automobilhersteller auf hoch entwickelte Online-Konfiguratoren.

Schaufuss sagt:

„Bei Elektroautos wird es weniger Konfigurationsmöglichkeiten geben. Im Gegenteil, die Bedenken der Käufer hinsichtlich der Batterie- und Ladeoptionen sollten bereits in einem frühen Stadium des Kaufprozesses berücksichtigt werden“.

In den Autohäusern ist mehr Aufklärungsarbeit zum Thema Elektromobilität nötig

Das Kundenerlebnis im Autohaus: Die an Elektroautos interessierten Menschen schätzen eine moderne Atmosphäre, die der Technologieführerschaft von Elektroautos Rechnung trägt. In einem Autohaus ist es wichtig, kompetente Verkaufsberater zu haben, die die Fragen der Kunden tatsächlich beantworten können – und nicht nur an der Zahl der verkauften Autos gemessen werden.

Die Probefahrt überzeugt viele Interessenten vom Elektroauto

Schaufuss sagt:

„Die erste Probefahrt eines Elektroautos ist für viele neue Fahrer ein echtes Aha-Erlebnis.“

91 Prozent der Käufer von Elektroautos würden sich wieder für ein solches Fahrzeug entscheiden – vor allem wegen des Fahrgefühls. Die Autohersteller müssen daher dafür sorgen, dass die Kunden die E-Mobilität schnell und einfach erleben können, nicht nur bei einer Probefahrt, sondern zum Beispiel auch im Rahmen von Car-Sharing oder als Fahrgast im Taxi. Aufladen: In Norwegen und den Vereinigten Staaten ist die Ladegeschwindigkeit aus Sicht der Besitzer von Elektroautos das größte Ärgernis, in Deutschland ist es die Kostentransparenz. Auch die Verfügbarkeit von öffentlichen Ladestationen wird in allen drei Ländern als problematisch angesehen.

Schaufuss sagt:

„Die Autohersteller müssen schnell Lösungen mit Infrastrukturanbietern und politischen Entscheidungsträgern finden.“

Service und Wartung: Die Autohersteller werben oft damit, dass der Kunde an erster Stelle steht – aber 70% der Autokäufer stimmen dieser Aussage nicht zu. Um die Fahrer zum Umstieg auf das Elektroauto zu bewegen, müssen die Hersteller ein Gefühl der Sicherheit vermitteln – zum Beispiel durch die Gewährleistung der Batterielebensdauer und die Transparenz der Kosten für Wartung und Instandhaltung.

Hier geht es zu der Studie: https://www.mckinsey.de/news/presse/2020-01-21-ev-customer-survey

One comment on “Durch fehlende Informationen entscheiden sich viele Menschen gegen ein Elektroauto”
  1. Dr.-Ing Klaus D. Beccu says:
    31. Januar 2020 at 23:11

    Hallo, hören Sie auf mit Phantasie-Erklärungen. Die Leute wissen sehr genau, warum sie derzeit NEIN zur voll-E-Mobilität sagen und schliesslich ein Hybridauto kaufen – in den letzten Jahren: 20 Millionen dieser Autos verkauft und der Erfolg geht weiter. – Nur wenige benötigen 300 km Reichweite (ADAC-Aussage).

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