Gastbeitrag: Verbrenner für jeden?
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[Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastartikel von einem unserer Leser]
[28.11.2016] Es war einmal die Zeit, in der der Elektromotor Einzug in alle Bereich des täglichen Lebens gefunden hatte – in großen und kleinen Geräten wie auch im Straßenverkehr.
Bei Letzterem in verschiedenen Varianten vom Elektrorad, Elektroauto, Elektrobus und Straßenbahn bis zum Zug, dem mit nahezu 300km/h schnellsten Fortbewegungsmittel (abgesehen vom Fliegen, aber hier waren der Reichweite zwangsläufig Grenzen gesetzt, denn ein Aufladen in der Luft war nicht praktikabel).
Elektro-Pkw /-Lkw bspw. hatten Reichweiten von gut 300km. Auf Autobahnraststätten gab es für längere Fahrten die Möglichkeit des Akkutausches innerhalb kurzer Zeit.
Eines Tages, in einer unseren sehr ähnlichen Zeit, keimte eine neue Erfindung des sog. „Verbrennungsmotors“ auf. Diesem sprach man deutliche Vorteile gegenüber der Elektromobilität zu. Bspw. würde sich die Reichweite eines Autos vervielfachen und Flugzeuge könnten ohne Zwischenlandung und Ladezeit um die halbe Welt fliegen.
Schnell entbrannten hitzige Diskussionen und wie so oft bei neuartigen Entwicklungen mischten sich Ängste vor dem Unbekannten und der Veränderung schlechthin mit Erwartungen an einen verbesserten Lebensstandard.
Es seien daher recht sachlich ein paar Für- und Gegen-Argumente benannt:
Pro:
- Reichweiten könnten drastisch erhöht, Reisezeiten erheblich verringert werden (>1000km ohne Zwischenstopp)
- in Serienproduktion könnten die Kosten für den Verbraucher relativ gering sein
- allein durch die Motorgeräusche würden Kraftfahrzeuge besser wahrgenommen werden (extra künstlich erzeugte Geräusche beim (An-)Fahren entfielen)
- allein die Motorabwärme genüge für das Wärmen des Fahrzeuginnenraums
- Fahrzeuge jeglicher Art könnten auch dort genutzt werden, wo kein Strom verfügbar ist
- das Vollzapfen dauert nur wenige Minuten und wäre damit viel schneller als das Stromladen mit 30-60min und sogar etwas als der auf Autobahnen übliche Akkutausch
- durch die neuartigen Gangschaltungen hat man endlich mehr Einfluss auf das Fahrverhalten des Fahrzeugs und sein eigenes Fortkommen
Kontra:
- Forschung u. Entwicklung eines solchen Verbrennungsmotors seien teuer
- es bedarf vieler zusätzlicher Materialien für Motor, Getriebe, Abgasanlage, Katalysator,Kühlflüssigkeiten, Motoröl
- der Herstellungsprozess der Verbrennungsflüssigkeit bedarf des Ölförderns, der Raffinerie, des weltweiten Transports über See und Land sowie des Baus von tausenden von Zapfstellen
- wenn alle sog. Verbrenner nutzen würden, bräuchte man sogar Zapfstellen alle paar Kilometer, damit sich keine Warteschlangen bilden
- die Umwelt würde vom Beginn (Ölverschmutzung, Landschaftszerstörung) über den Transport (große Tankschiffe u. Transporter notwendig) bis zum Verbrauch (Abgasentwicklung) belastet
- die Abgase wären angeblich für Mensch und Natur belastend, ja sogar giftig
- auch würden diese dann überall, besonders in den Städten ausgestoßen
- überhaupt sei der Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren nur 1/3 von E-Motoren
Trotz dem was für diese innovative Technik sprach und vieler Enthusiasten und einiger Firmen der Automobilindustrie, der Energieversorger und ölreichen Länder, wollte oder konnte sich die Mehrheit der Bevölkerung nicht recht überzeugen lassen.
Natürlich gab es immer wieder Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern, die Elektromobile jeglicher Art einfach nicht rechtzeitig wahrgenommen hatten (teilweise trotz deren, eben unterschiedlichen, künstlichen Geräuschen).
Dennoch war eine im Gegenzug viel schlechtere Atemluft für alle kein Ausgleich dafür. Auch wollen (zumindest die Meisten) gar nicht 1000 km am Stück fahren. Pausen sind (nicht nur bei Familien) erholsam (tragen somit zur Verkehrssicherheit bei) und die Nahrungsaufnahme (und deren Ausscheidung) gebieten zwangsläufig gelegentlichen Halt. Überhaupt waren die Menschen von derartigen Neuerungen nur schwerlich zu begeistern, schließlich lief alles soweit so gut wie es war. Auch wenn für einige verwendete Rohstoffe (der Akkus) noch Ersatzstoffe gefunden werden müssen, da diese nur noch wenige Jahrzehnte ausreichen würden.