Vorfahrt für Elektroautos: In diesen Ländern dürfen bald keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren fahren
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(23. April 2016)
Manche Länder wollen in ein paar Jahren keine PKW mit Verbrennungsmotoren mehr neu zulassen, so können dann nur noch Plug-In- Hybrid, Brennstoffzellen– und Elektroautos neu zugelassen werden.
Immer mehr Länder führen immer strengere CO2-Grenzen für PKWs ein, was zum Beispiel vor ein paar Jahren mit der grünen Plakette in Deutschlands Städten begonnen hatte, war nur der Anfang.
So haben die EU und die USA unabhängig voneinander immer strengere Abgasnormen beschlossen, nun wurde bekannt, dass einige Länder so etwas wie den finalen Schritt gehen und in ein paar Jahren kein Auto mit einem Verbrennungsmotor neu zulassen werden.
Die bisher angemeldeten Fahrzeuge werden wahrscheinlich einen gewissen Bestandsschutz haben, es wird aber eine Frage der Zeit sein, bis die Verbrenner quasi ausgestorben sind.
Ob von einem Verbot auch Hybridautos betroffen sind, ist derzeit noch unklar, bzw. werden dies die verschiedenen Länder unterschiedlich handhaben.
Zu den Ländern, welche die Verbrenner in Zukunft verbieten werden, gehören zum Beispiel: Norwegen, Österreich, Indien und die Niederlande.
Stefan Bratzel (Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach) sagt dazu:
„Prinzipiell ist den meisten Herstellern klar, dass das fossile Zeitalter zu Ende geht.“
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es nur noch Elektromobile gibt, werden aber noch einige Jahre vergehen, dazu Bratzel:
„In fünf Jahren geht es nicht, und auch zehn Jahre werden schwer.“
Norwegen gilt als Elektroauto-Vorreiter
Wie man die Elektromobilität richtig fördert, hat unter anderem Norwegen gezeigt: Dort erhalten Käufer von E-Autos (und anderen Elektrofahrzeugen) eine Kaufprämie, zusätzlich kann man auf den öffentlichen Parkplätzen kostenlos parken, gratis die Batterie aufladen und auch die Busspur darf genutzt werden.
Gleichzeitig wird das Netz an Ladestationen immer weiter ausgebaut, so das die Fahrer die Fahrzeuge ohne Probleme aufladen können. Der große Aufwand hat sich bereits bezahlt gemacht: Denn in Norwegen ist bereits fast jeder 4. neu angemeldete PKW ein Elektroauto.
Ab 2025 können in Norwegen nur noch Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb neu zugelassen werden
Nach den derzeitigen Plänen können in Norwegen und den Niederlanden ab dem Jahr 2025 nur noch Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb neu angemeldet werden.
Bisher sieht es so aus, dass auch Hybridautos unter das Verbot fallen.
Koen Maes (Geschäftsführer von Nissan für die Beneluxstaaten) sagt zu den Plänen der Niederländer:
„Bis 2025 sind alle Voraussetzungen erfüllt, ich denke nicht, dass das Zeitfenster zu knapp bemessen ist.“
Österreich will die Verbrenner sogar ab 2020 verbieten
In Österreich soll schon im Jahr 2020 Schluss mit den Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor sein, allerdings steht derzeit noch nicht fest, ob das Vorhaben wirklich so schnell umgesetzt werden kann.
Indien lässt sich etwas mehr Zeit, da es dort auch viel mehr Menschen als in Österreich gibt, ist dies auch kein Wunder. Daher will man nach dem derzeitigen Stand die PKW mit einem Verbrennungsmotor ab dem 2030 nicht mehr zulassen, allerdings gibt es viele Experten, welche den Zeitplan für Indien für unrealistisch halten: So gibt es dort noch immer viele Millionen Haushalte, welche keinen Stromanschluss haben und in weiten Teilen des Landes ist das Stromnetz nicht stabil genug – zuletzt gibt es dort nur ein Elektroauto zu kaufen.
In Deutschland wird noch über die Kaufförderung diskutiert
Während es in vielen europäischen Ländern eine Kaufförderung für die Anschaffung eines Elektro- oder Plug-In Hybridautos gibt, muss man in Deutschland noch etwas auf die Entscheidung warten.
Allerdings gibt es auch Stimmen, welche nicht nur Vorteile in einer Kaufprämie zum Beispiel in Höhe von bis zu 5.000 Euro sehen, so sagt Professor Stefan Bratzel:
„Sie bergen die Gefahr eines Strohfeuers. Nach meiner Sicht ist der geringe Markterfolg von reinen Elektrofahrzeugen in erster Linie kein Nachfrage-, sondern ein Angebots- beziehungsweise Innovationsproblem.“
So nennt er als Punkte für die erfolgreiche Verbreitung der Elektromobilität die RIP-Formel: Reichweite, Infrastruktur, Preis. So bratzel weiter:
»Ich erwarte erst dann eine große Nachfrage, wenn E-Autos im Realbetrieb 350 bis 450 Kilometer weit kommen und gleichzeitig im Umkreis von Städten sowie auf Autobahnen genügend Schnellladestationen vorhanden sind.«
Noch sind PKW mit einem Elektroantrieb viele tausend Euro teurer als die Variante mit einem Verbrennungsmotor, so kostet zum Beispiel der VW up! Mit einem Benzinmotor nur 13.375 Euro, für die Stromervariante (e-up!) muss man den doppelten Kaufpreis berappen: 26.900 Euro
Ähnlich verhält es sich auch bei anderen Autoherstellern, so erhält man den Nissan NV200 mit einem Verbrennungsmotor bereits ab 17.302 Euro – mit dem reinen Elektroantrieb (Nissan e-NV200) werden dann schon 24.219 Euro fällig.
Aber auch der Kia Soul kostet mit einem Verbrennungsmotor nur 19.990 €, für die Elektroversion (Kia Soul EV) muss man dann schon 30.700 € bezahlen.
Diese Preisunterschiede liegen unter anderem an den noch relativ teuren Akkuzellen, hier werden oft die Lithium-Ionen Akkumulatoren eingesetzt. Allerdings gibt es immer mehr Unternehmen, welche die Stromspeicher produzieren, gleichzeitig werden die Fertigungsprozesse und Materialien verbessert.
Daher geht Christoph Stürmer (Wirtschaftsprüfungsfirma PriceWaterhouseCoopers) davon aus, dass Elektroautos im Jahr 2025 genauso wenig wie ein vergleichbarer PKW kosten:
»Dann wird ein Elektroauto genauso teuer sein wie ein vergleichbares Modell mit Benzinmotor. Der Betrieb dagegen ist schon heute günstiger.« Und der Übergang zur Elektromobilität wird aus den Städten erfolgen. Nicht aus dem Umland, wo öffentlich verfügbare Schnellladestationen weiter dünn gesät sind.«
Via: Welt.de
Kurz 2 Kommentare zum ansonsten guten Artikel:
• Kostenvergleich: der Vergleich des Neupreises von Verbrenner vs. E-Auto ist doch kurzsichtig – es müssen die sog. Total Costs of Ownership (Gesamtbetriebskosten) verglichen werden. Und dann zeigt sich bes. bei Fahrleistungen von 25.000km/Jahr und mehr, dass sich ein E-Auto schnell rechnet – das schon bei heutigen Preisen. Die Akkupreise fallen dzt. um ca. 15%/Jahr, sodaß in 5 Jahren E-Autos vermutlich schon im Neupreis billiger sind – und nicht erst 2025.
• in Österreich hat die Diskussion das Bundesumweltamt ( http://tinyurl.com/z9u6snb) gestartet, die Reaktion ist im Allgemeinen sehr verhalten. Ein Verbot von Neuzulassungen von Verbrennern ab 2020 ist seeehr unrealistisch, zumal sich dzt, in Richtung Elektromobilität kaum etwas bewegt – was allerdings wiederum Anlaß sein könnte, progressivere Maßnahmen zu setzen 😉