So sieht das CO2-Ranking der Autohersteller aus
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Immer mehr Länder führen für die Automobilbranche CO2-Höchstgrenzen ein bzw. wollen diese in den nächsten Jahren einführen. Bei der Top10, der Autohersteller, dessen Fahrzeuge am wenigsten Kohlenstoffdioxid ausstoßen, sind die deutschen Autobauer nur auf den hinteren Rankings vertreten.
Ab dem Jahr 2021 müssen die Autohersteller in der EU strengere CO2-Vorgaben erfüllen, diese liegen dann bei 95g CO2 pro Kilometer. Dementsprechend darf der Verbrauch der ab dem Jahr 2021 verkauften PKW nur noch bei 4,1l/100 km Benzin oder 3,6l/100 km Diesel liegen.
Dieses Ziel wird von einigen Autoherstellern nach den Berechnungen der PA Consulting Group nicht erreicht werden, in Folge dessen müssen diese mit Strafzahlungen rechnen, welche bei großen Autokonzernen bei etwa einer Milliarde Euro liegen kann.
Daher kaufen manche Autohersteller CO2-Zertifikate von anderen Unternehmen auf, so profitiert zum Beispiel Tesla Motors davon, dass seine Elektroautos gar kein CO2 erzeugen und kann die Zertifikate daher für mehrere Millionen Euro verkaufen.
(Ab hier kommt der Text der Pressemitteilung der PA Consulting Group)
Obwohl allein die europäischen Hersteller jährlich über 40 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren und ein hoher Anteil davon in eine effizientere Ausnutzung des Treibstoffs und neue Antriebstechnik fließt, fällt die aktuelle Bilanz durchwachsen aus. PSA (Peugeot Citroen), FCA (Fiat Chrysler), Renault-Nissan, Toyota und Volvo werden dem jährlich aktualisierten Ranking zufolge ihre hersteller-spezifischen Ziele erreichen. GM, Ford und Daimler werden, so die Prognose, die Zielvorgaben knapp verfehlen.
Daimler ist im Ranking erstmals in den Top Ten und hat BMW auf Platz 11 verdrängt. Damit werden die Anstrengungen von Daimler belohnt, Geld in die Gewichtsreduzierung der neuen Modelle und in kleinere Motoren der neuen C-Klasse zu investieren. Auch der Verkaufserfolg von kleinerer A-Klasse und smart trägt dazu bei. Daimler hat bei den deutschen Herstellern zudem bei den Zulassungszahlen alternativer Antriebsmodelle die Nase vorn. Hybrid- und Elektroautos machen inzwischen rund je ein Prozent aus, der Gasantrieb 0,4 Prozent.
Anders sieht es – neben Hyundai-Kia und Jaguar Land Rover – für die deutschen Hersteller VW (8) und BMW (11) aus, die für die Erfüllung der CO2 Bestimmungen im Ranking auf den hinteren Plätzen landen. Die Gründe für das schlechte Abschneiden liegen laut PA-Automobilexperte Thomas Göttle bei BMW vor allem in hohen Verkaufszahlen der schwereren SUVs und – allen Anstrengungen zum Trotz – in geringen Verkaufszahlen der Hybrid- (0,1%) und Elektroautos (1%). Letzteres treffe auch auf VW zu: Gemessen an der Zahl der gesamten Fahrzeugflotte liegen die Verkaufszahlen von Hybrid- und Elektroautos bei VW nur bei 0,1 beziehungsweise 0,2 Prozent. Da die von der EU vorgesehenen Strafzahlungen 95 Euro je Gramm CO2 über dem spezifischen Limit betragen, müsste entsprechend der hochgerechneten Zulassungszahlen BMW mit rund 100 Millionen Euro rechnen, Hyundai-Kia mit 300 Millionen Euro und VW mit einer Milliarde Euro.
Das Ranking zeigt auch, dass die Hersteller unterschiedliche Strategien einschlagen, um die verschärften Umweltbestimmungen zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden. Toyota setzt noch stärker als bislang auf Hybrid, die deutschen Anbieter dagegen bisher vor allem auf verbesserte Diesel- und Benzinmotoren. Auch Daimler wird künftig noch stärker auf Plug-in Hybrid- und Elektrofahrzeuge fokussieren.
Ein Damoklesschwert für die Autohersteller ist der für 2017 geplante Testzyklus zur Messung von Verbrauch und CO2 Ausstoß in der EU. Der aktuelle „New European Driving Cycle“ steht in der Kritik, Fahrverhalten, Verbrauch und damit CO2 Emission nicht realistisch abzubilden – ist aber Grundlage der bisherigen CO2 Ziele. Der neue „World Harmonised Light Duty Vehicles Test Procedure“ (WLTP) würde die Realität zwar besser abbilden, aber zugleich die aktuellen CO2 Emissionen je Flottenportfolio der Hersteller um über 10 Prozent steigern.
Zusätzlich hat die Europäische Union beschlossen, Abgasmessungen im realen Fahrbetrieb (RDE) mittels eines Portable Emission Measurement Systems (PEMS) in die Gesetzgebung aufzunehmen. Dies dient ab Januar 2017 zur Typenprüfung für PKWs und leichte Nutzfahrzeuge und korreliert die Messergebnisse zum WLTP. Die um RDE erweiterte Gesetzgebung verleiht den Emissionsmessungen einen noch höheren Stellenwert in der Motorenentwicklung. Schadstoffsenkende Maßnahmen müssen über das komplette Motorenkennfeld genutzt werden – im Wesentlichen abhängig von Umgebungstemperatur, Batterieladestand, Fahrer und Fahrumfeld. „Sollte dieser Testzyklus ab 2017 in Kraft treten, wird kein Hersteller sein spezifisches CO2 Ziel für 2020/2021 erreichen“, so Thomas Göttle.
Für den kompletten Report geht es hier entlang: CO2 Emissions Challenge (externer Link)
Quelle: Pressemeldung der PA Consulting Group