Bald startet die nächste Saison der Formel E mit neuen Regeln
8 Minuten Lesezeit
Das Teamfahrzeug basiert auf dem Elektrorennwagen Spark-Renault SRT_01E, jetzt trägt das Fahrzeug den neuen Namen Renault Z.E.15. Auch der von Renault Markenbotschafter Alain Prost und Jean-Paul Driot geführte Rennstall erfährt eine Namensänderung: Aus e.dams-Renault wird Renault e.dams. Das erste Rennen startet am 24. Oktober 2015 in Peking. Dann können die Zuschauer erneut Rennsport hautnah erleben: Auch in der kommenden Saison werden die elf Läufe der Formel E auf Stadtkursen in internationalen Metropolen und touristischen Zentren absolviert statt auf normalen Rennstrecken.
Cyril Abiteboul (Renault Sport F1 Managing Director) sagt:
„Renault blickt auf eine lange Geschichte wegweisender Innovationen im Motorsport zurück. Unser Hauptquartier in Viry-Châtillon hat einige der erfolgreichsten Antriebe entwickelt, die je auf der Rennstrecke zu sehen waren.”
„Für die zweite Formel E-Saison setzt Viry wieder voll auf diesen Innovationsgeist, um an den Erfolg in den anderen Motorsportkategorien anzuknüpfen.”
Die Saison 2015/2016 bringt dem Renngeschehen der Formel E ein paar Änderungen: Anders als in der Vorsaison, als die Teams mit Einheitsautos starteten, ist die Entwicklung von Motor, Wechselrichter, Getriebe und Kühlsystem der rein elektrischen Boliden erstmals freigegeben. Außerdem dürfen die Hinterradaufhängungen modifiziert werden, da diese mit dem als tragendem Teil ausgelegten Getriebe verbunden sind.
Acht Hersteller entwickeln Antriebskomponenten
Sämtliche Fahrzeuge im Feld basieren auf dem Spark-Renault SRT_01E des Vorjahres, jedoch setzen die meisten Rennställe die Boliden unter einem anderen Namen ein. In der Regel steht hierfür der Anbieter des Elektromotors Pate. So wird im Falle des Renault Partnerteams Renault e.dams aus dem Spark-Renault SRT_01E der Renault Z.E.15.
Neben Renault sind noch weitere sieben Hersteller 2015/2016 vom Automobilweltverband FIA für die Neuentwicklung der Antriebskomponenten zugelassen. Jeder von ihnen unterstützt einen Rennstall, ist jedoch verpflichtet, den Antrieb auf Anfrage zu einem festgelegten Preis auch an andere Teams abzugeben. Auf diese Weise hält der Automobilweltverband FIA die Kosten auch für die kleineren Mannschaften erschwinglich.
In der darauffolgenden dritten Saison erlauben die Regularien dann eigene Batterieentwicklungen. Das Ziel: Mittelfristig sollen die Akkus der Elektrorennwagen so leistungsfähig sein, dass ihre Kapazität für eine komplette Renndistanz genügt. Bislang müssen die Fahrer während der 50-minütigen Rennen einmal an die Box – allerdings nicht zum Reifenwechsel. Stattdessen tauschen sie mitten im Rennen ihr Fahrzeug, um mit frischen Antriebsakkus weiterzufahren. Aktuell stammen die Einheitsbatterien für die Formel E von Williams Advanced Engineering aus Großbritannien.
Bei den Reifen für die Formel E handelt es sich um eigens entwickelte Allwetterreifen von Michelin. Mit ihrem 18-Zoll-Format unterscheiden sich die profilierten Pneus grundlegend von anderen Motorsportreifen. Die Piloten benötigen lediglich einen Reifensatz für Training, Qualifying und Rennen.
Unverändert bleibt die Zahl der für die neue Saison gemeldeten Teams: In der Formel E gehen 2015/2016 erneut zehn Equipen mit jeweils zwei Fahrern – viele davon mit Formel 1-Erfahrung – und insgesamt 40 Fahrzeugen in elf Rennen an den Start. Jedem Fahrer stehen zwei Autos zur Verfügung.
Leistung im Rennen steigt um 20 kW – Neue Regeln für „Fan Boost”
Wichtige Neuerung in der Formel E: Die Maximalleistung der Elektromotoren im Rennbetrieb wird von 150 kW/204 PS auf 170 kW/231 PS angehoben. Trotz der Extra-Power ändert sich nichts an der maximalen Energiemenge von 28 kWh, die im Rennen eingesetzt werden darf. Unangetastet bleibt ebenfalls die Maximalleistung von 200 kW/272 PS, welche die Fahrer im Qualifying abrufen können.
Auch der „Fan Boost” für die drei beliebtesten Fahrer ist neu geregelt. Das Online-Voting startet zwölf Tage vor dem Rennen und bleibt künftig in den ersten sechs Minuten eines ePrix geöffnet. Die Zuschauer haben damit noch mehr Einfluss auf den Rennverlauf. Anstatt wie bisher für fünf Sekunden mehr Leistung abrufen zu können, bekommen die Publikumslieblinge nun 100 Kilojoule Zusatzenergie zur Verfügung, um in einem beliebigen Zeitraum die Leistung auf bis zu 200 kW zu erhöhen. Die Fahrer haben dabei selbst die Wahl, ob sie die Mehrleistung auf einen Schlag mobilisieren, etwa für ein rennentscheidendes Überholmanöver, oder über einen längeren Zeitraum dosiert abrufen. Weiteres Novum: Der Fan Boost steht erst im zweiten Auto zur Verfügung, in das der Fahrer nach der ersten Rennhälfte umsteigt.
Neu: „Superpole Shootout” um die Pole-Position
Noch mehr Spannung als bisher verspricht das neue Qualifying-Format. Nach wie vor werden die Fahrer in vier Qualifikationsgruppen gelost, haben pro Gruppe jetzt aber nur noch sechs statt zehn Minuten Zeit, eine schnelle Runde zu erzielen. Fahrfehler können sich deshalb noch umittelbarer auf die Startposition auswirken. Anschließend treten die schnellsten fünf Fahrer in einem „Superpole Shootout” genannten Einzelzeitfahren an, bei dem die ersten fünf Startplätze ermittelt werden. Der Pilot mit der fünftbesten Zeit startet dabei als erster, der Schnellste als letzter. Die Platzierung im Shoot-out ergibt die ersten fünf Startpositionen. Für die Startplätze sechs bis 20 zählen die Zeiten aus den Qualifikationsgruppen.
Um möglichst konzentrierten Motorsport zu bieten, finden freies Training, Qualifying und Rennen jeweils an einem Tag statt. Weiterer positiver Nebeneffekt: Die Kosten und die Verkehrseinschränkungen in den Gastgebermetropolen bleiben im Rahmen.
Weiteres Novum im Reglement: Nach Vorbild der Formel 1 kann die Rennleitung bei Zwischenfällen alternativ zum echten Safety-Car eine Gelb-Phase (Full Course Yellow) ausrufen. Diese funktioniert wie das virtuelle Safety-Car in der Königsklasse. Während der Gelbphase müssen die Piloten eine Geschwindigkeit von 50 km/h einhalten und den Abstand zum Vordermann halten. Überholen ist verboten. Die Boxengasse bleibt während der Gelbphase geöffnet, so dass in dieser Periode Autowechsel stattfinden können, die während des „Full Course Yellow” weniger Zeit kosten.
Auch der Strafenkatalog wird erweitert: Zusätzlich zu den Fünf- und Zehn-Sekunden-Strafen, die beim Fahrzeugwechsel fällig sind oder auf die Rennzeit addiert werden, falls sie nach dem Wechsel ausgesprochen wurden, sieht das Reglement jetzt auch eine Durchfahrtsstrafe oder eine Stop-and-Go-Strafe von zehn Sekunden vor.
Hochkarätig besetztes Fahrerfeld
Das Fahrerfeld der Formel E ist hochkarätig besetzt. Neben den Renault e.dams Piloten Nicolas Prost und Sébastien Buemi umfasst es Stars wie den ehemaligen Formel 1-Champion Jacques Villeneuve, Bruno Senna, Jean-Eric Vergne, Vitantonio Liuzzi und den Titelverteidiger Nelson Piquet Jr. Um die Zahl der Umbesetzungen in den Cockpits der Formel E zu limitieren, sind ab der Saison 2015/16 außerdem pro Auto nur noch zwei Fahrerwechsel erlaubt. Eine besondere Regel gilt für das Saisonfinale: Bei den letzten drei Saisonrennen sind überhaupt keine Fahrerwechsel mehr erlaubt.
Alle Piloten müssen über die sogenannte e-Lizenz verfügen. Verpflichtung hierfür ist die Teilnahme an einer speziellen Schulung der FIA, die über Sicherheit im Umgang mit Elektrizität sowie technische und sportliche Aspekte der Formel E informiert. Außerdem müssen die Fahrer in den zurückliegenden drei Jahren in Rennserien, die unter das Superlizenz-System der Formel 1 fallen, mindestens 20 Punkte gesammelt haben.
Punktevergabe wie in der Formel 1
Die Punktevergabe in der Formel E erfolgt wie in der Formel 1 nach FIA Standards (25, 18, 15, 12, 10, 8, 6, 4, 2 und 1 Punkt). Zusätzlich gibt es drei Bonuspunkte für die Pole Position und zwei Punkte für die schnellste Runde. Maximal kann ein Fahrer an einem Rennwochenende somit 30 Punkte sammeln.
Nach Vorbild der Königsklasse gibt es auch in der Formel E eine Fahrer- und Teammeisterschaft. Anders als in der Vorsaison entfallen 2015/2016 die Streichresultate in der Fahrerwertung. Wie bei der Teamwertung fließen künftig alle Saisonergebnisse ins Endklassement ein.
Der Formel E-Rennkalender 2015/2016
Die Rennen der Formel E finden größtenteils in Großstädten statt, wo auch die Mehrzahl der Elektrofahrzeug-Besitzer zu Hause ist. Der Rennkalender umfasst insgesamt ePrix in voraussichtlich zehn Städten zwischen Oktober 2015 und Sommer 2016. In Deutschland gastiert die Formel E am 21. Mai 2016. Dann starten die Elektro-Boliden in der Bundeshauptstadt zum ePrix Berlin.
Termin | Land | Ort |
24. Oktober 2015 | China | Peking |
07. November 2015 | Malaysia | Putrajaya |
19. Dezember 2015 | Uruguay | Punta del Este |
06. Februar 2016 | Argentinien | Buenos Aires |
12. März 2016 | Steht noch nicht fest | Steht noch nicht fest |
02. April 2016 | USA | Long Beach |
23. April 2016 | Frankreich | Paris |
21. Mai 2016 | Deutschland | Berlin |
04. Juni 2016 | Russland | Moskau |
02. – 03.Juli 2016 | Vereinigtes Königreich | London |
Quelle: Pressemitteilung von Renault