Studien: Eine Million Elektroautos bis zum Jahr 2020 – Frauenhofer Institut, DLR und Kienbaum
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(17.09.2013)
Die Bundesregierung hat geplant, dass im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf den Straßen unterwegs sein sollen – nun sind kurz hintereinander zwei Studien veröffentlicht worden, dessen Ergebnisse von einander abweichen.
Wie bei allem, gibt es auch bei den Wissenschaftlern Optimisten und Pessimisten – die Forscher vom Frauenhofer Institut scheinen zu den ersteren zu gehören und die Forscher des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.) zu dem letzteren.
Kienbaum und die Universität Duisburg-Essen gehen einen dritten Weg und gehen davon aus, dass es einfach etwas länger dauert…
Allerdings muss man bei den Studien immer etwas aufpassen, ob nun von Elektroauto, Elektrofahrzeugen oder Elektromobilen die Rede ist.
Frauenhofer Institut
Das Frauenhofer Institut hält das Ziel der Bundesregierung von einer Million verkauften Elektroautos bis zum Jahr 2020 auch ohne Kaufanreize für möglich, so sagte Martin Wietschel (Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI) am Dienstag, als er seine Studie „Markthochlaufszenarien für Elektrofahrzeuge“ vorstellte:
„Unter optimistischen Annahmen kann das gemeinsame Ziel der Bundesregierung und der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 ohne Kaufförderung erreicht werden“.
Die Forscher haben verschiedene Fahrprofile entworfen und dann ermittelt, welches das günstigste Fahrzeug ist, um das Ziel zu erreichen. Das einfache Ergebnis lautet: Je größer die Strecke ist, welche man zurück legen muss, um so eher lohnt sich bis zu einem gewissen Punkt ein Elektroauto. So würden sich bei jährlichen Fahrleistungen unter 15.000 Kilometern eher ein Benzinmotor lohnen. Aber auch, ob man die Strecke regelmäßig fährt, ist ein entschiedener Punkt – optimal wäre es, wenn die tägliche Fahrstrecke der Reichweite des Stromer entspricht.
„Damit Elektrofahrzeuge wirtschaftlicher als konventionelle Fahrzeuge sind, müssen sie viel gefahren werden, um die höheren Anschaffungskosten über die günstigeren Verbrauchs- und Wartungskosten zu amortisieren“.
Obwohl ein Elektromobil laut vielen Autoherstellern eher etwas für die Stadt ist, sehen die Wissenschaftler vom Frauenhofer Institut eher die Menschen am Stadtrand als Hauptnutzer, denn diese verfügen eher über eine Garage, Carport, etc. mit der Möglichkeit, dort eine Ladestation für ein Elektroauto zu installieren:
„Nutzer mit Garagen oder Stellplätzen (…) sind aufgrund der geringen Ladeinfrastrukturkosten – das Aufladen kann über Nacht am Hausanschluss erfolgen – unter ökonomischen Gesichtspunkten nochmals eher zum Kauf geneigt als die sogenannten Laternenparker, die auf eine öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind.“
Aber der Erfolg der Elektromobile hängt laut Wietschel auch von der Entwicklung des Rohölpreises ab, aber selbst im ungünstigsten Fall soll es im Jahr 2020 bis zu 150.000 bis 200.000 Elektroautos und Plug-In Hybridautos in Deutschland geben.
(Via: Spiegel)
DLR
Beim DLR sieht man die Entwicklung der Elektrofahrzeuge in Deutschland in der Studie „Der PKW-Markt bis 2040: Was das Auto von morgen antreibt“ eher negativ, so soll es laut einer aktuellen Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im Jahr 2020 nur 150.000 Stromer geben. Dies ist ein großer Unterschied zu dem Ziel von einer Million, welche sich die Bundesregierung gesetzt hat.
Im August wurden in Deutschland 435 Elektroautos neu zugelassen, in sieben Jahren sollen im ganzen Jahr 40.000 E-Autos neu zugelassen werden (dies würde bedeuten, dass pro Monat etwa 3.333 E-Autos neu zugelassen werden würden).
Wenn man aber die Daten der Studie für das Jahr 2040 anschaut, sehen die werte schon sehr viel besser aus. Denn da soll es 1,4 Millionen reine Elektroautos geben, aber dennoch kommt der Verbrennungsmotor noch zum Einsatz, sei es in Hybridautos, Plug-In Hybridautos oder in Form eines Range-Extender im Elektroauto.
Diese Studie wurde im Auftrag der Mineralölwirtschaft erstellt.
Hier geht es zu der Studie: Der PKW-Markt bis 2040: Was das Auto von morgen antreibt
Kienbaum & Universität Duisburg-Essen
Interessant ist, dass Kienbaum davon ausgeht, dass Fahrzeuge mit Range-Extendern wieder vom Markt verschwinden werden und dafür die Plug-In Hybridtechnologie immer mehr in den Vordergrund tritt. Erst ab 2030 sollen reine Elektroautos stärker in den Vordergrund treten.
Via: Aufbruch in die Elektromobilität der Universität Duisburg-Essen und Kienbaum, diese Studie ist im Sommer 2013 entstanden.
Fazit
Es kommt immer darauf an, von welchem Faktoren man ausgeht. Denn wenn der Rohölpreis immer weiter steigt, dann werden Elektromobile schneller für attraktiver. Wenn der Rohölpreis aber nur sehr langsam steigt, wird es einfach nur länger dauern, bis Elektrofahrzeuge den Markt immer weiter dominieren.
Denn schließlich ist Rohöl eine endliche Ressource und daher wird der Preis immer weiter steigen müssen, gleichzeitig werden die Batterien für Elektroautos immer günstiger und Leistungsfähiger, so das die Elektroautos günstiger werden und die Reichweite steigt.
Daher kann man jetzt schlecht sagen, wie die Zahlen im Jahr 2020 wirklich aussehen werden. Ich gehe aber mal davon aus, dass die Bundesregierung ihr Ziel unter den jetzigen Bedingungen nicht erreichen wird. Denn dafür müsste viel mehr getan werden: 1. Müsste die Ladeinfrastruktur viel besser ausgebaut werden und 2. müssten die Käufer von Elektromobilen viel mehr Kaufanreize erhalten, sei es nun kostenloses parken oder einen finanziellen Kaufanreiz, zum Beispiel in Höhe von ca. 7.000 Euro pro E-Auto (bzw. 20 Prozent des Kaufpreises)..
Völlig unrealistisch. Reine E-Fahrzeuge sollen erst ab 2030 sichtbar sein (0,1%?). Und die Brennstoffuneffizienzmaschinen sollen bereits 5-7 Jahren davor den gleichen Prozentanteil im Straßenverkehr haben???
Sehr lächerlich, aber man weiß auch, dass DLR an diesen Brennstoffuneffizienzmaschinen hoffnungslos forscht 🙂