Elektroauto dient beim energieautarken Wohnen als Stromspeicher

5 Minuten Lesezeit

(09.02.2012)

Ein Elektroauto dient in einem neuen Wohnprojekt in Norderstedt als Energiespeicher.

Elektroauto dient als Stromspeicher
(Ein Elektroauto als Stromspeicher. Karabag Fiat 500 E integriert in die Modellsiedlung. Bildquelle: Karabag)

Für viele gehört das energieautarke Wohnen bei einem Hausbau schon zum Idealbild, denn vor allem die immer höher werdenden Preise für Heizöl, Strom und Gas sorgen dafür, das sich mehr Bürger für das grüne Wohnen entscheiden.

So mancher Städteplaner hat sich zum Ziel gesetzt, neue Stadtteile zu schaffen, welche ein möglichst energieautarkes Wohnen ermöglichen, CO2-neutral sind, nah an der Innenstadt liegen, modern und trotzdem im Grünen sind und wo möglichst die Bewohner entweder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, oder ein Elektroauto bzw. ein Hybridauto.

In Norderstedt wird diese Vision nun Realität, denn seit dem September 2011 unterstützt das örtliche Baudezernat das Konzept von Elektroauto-Pionier Sirri Karabag und einem Bauträger (Schilling Immobilien). Die beiden Unternehmen errichten im Norderstedter Stadtteil Harksheide in zwei Bauschritten 25 Einfamilienhäuser im Rahmen der ersten energieautarken Siedlung. Die Häuser erhalten tagsüber ihren Strom über eine hauseigene Photovoltaikanlage und zusätzlich über ein Blockkraftwerk vor Ort, so sollen die Bewohner kaum noch Strom von Außerhalb benötigen.
Das Blockheizkraftwerk, das zwischen 20 und 40 Prozent der Energie für die 25 Häuser produziert, wird ganz herkömmlich mit Gas der Stadtwerke Norderstedt befeuert. Ursprünglich war sogar der Bau einer Bio-Gas-Anlage angedacht, die mit einem benachbarten Bauer realisiert werden sollte. Letztendlich ist es dann doch ein Heizkraftwerk geworden.

Um den tagsüber produzierten Strom zu speichern, wird ein Elektroauto verwendet. Dieses ist bereits in der Hausfinanzierung enthalten, über ein Energiemanagementsystem wird die Energieregelung- und Speicherung gesteuert.
Der Kauf eines Elektrofahrzeug wird bei allen künftigen Hausbesitzern auf den vorgesehenen Grundstücken vorausgesetzt.

Die Speicherung des Strom in einem E-Auto macht Sinn, denn das Erzeugen von Strom über Solarmodule hat einen Haken: Man kann die Stromerzeugung nicht wie bei einem Atomkraftwerk oder Kohlekraftwerk an den momentanen Bedarf anpassen.

Schließlich wird der Solarstrom hauptsächlich tagsüber erzeugt, bisher wurde der nicht benötigte Strom in den meisten Fällen ins allgemeine Stromnetz eingespeist und gemäß Einspeiseverordnung mit einer gewissen Summe vergütet.
Sobald es draußen dunkler wird und die Hausbewohner nach Hause kommen, erzeugt die Solaranlage nicht mehr genug Strom und man muss wieder Strom dazu kaufen. Der Elektroautohersteller Karabag sieht in seinem Konzept vor, das die überschüssige Energie nun nicht mehr in das öffentliche Stromnetz geleitet wird, sondern unter anderem in der hochmodernen Lithium-Polymer-Batterie eines Elektrofahrzeug zwischengespeichert wird.
Wenn über die Sonne nicht mehr genug Strom erzeugt werden kann, weil es stark bewölkt ist oder einfach der Abend angebrochen ist, kann die Energie wieder aus der Batterieeinheit im E-Auto abgerufen werden. Wenn das Elektrofahrzeug gerade unterwegs ist oder die Akkus nicht mehr genug Strom gespeichert haben, übernimmt eine weitere Batterie im Haus die Zwischenspeicherung.

Der Unternehmer Sirri Karabag fasst die Vorteile wie folgt zusammen:

„Ein Elektrofahrzeug ist ein hervorragender Energiespeicher. Eine moderne Batterie kann nahezu die gesamte im Haushalt benötigte Energie zwischenlagern und man kann mit diesem Speicher sogar zum Einkaufen fahren,“… „Eine enge Verzahnung von Elektromobilität und energieautarkem Wohnen ist also doppelt sinnvoll: Die Bewohner machen sich unabhängig von großen Stromversorgern und erzeugen ihren Energiebedarf größtenteils selbst. Diese Energie wird ökologisch verträglich erzeugt. Durch die eingesparten Energiekosten ist dieses Modell gegenüber konventionellen Immobilien nicht nur kostenneutral, sondern langfristig sogar günstiger.“

Der Bebauungsplan für die Siedlung an der Müllerstraße ist zur Zeit in Entstehung, die Unternehmen Karabag und Schilling liefern dann gemeinsam mit Partnern courtagefreie voll erschlossene Grundstücke inklusive Energieversorgung und dem Elektroauto an die neuen Bewohner aus.

Zu dem Modell sagt Sirri Karabag:

„Unser Modell verknüpft energieautarkes Wohnen mit den Vorteilen und der Umweltfreundlichkeit eines Elektroautos. Das hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern senkt dazu auch die Kosten. Bereits vom ersten Tag an ist unser Konzept kostenneutral gegenüber konventionellen Häusern“
„Denn auch der Treibstoff für unsere Autos wird durch die Häuser selbst erzeugt. Das ergibt – wenn man es so will – zur häuslichen Energieversorgung noch Mobilität zum Nulltarif.“

Aber auch die Beteiligten der Stadt Norderstedt unterstützen dieses grüne Projekt:

„Wer im Umweltbewusstsein etwas ändern will, muss manchmal den Mut haben, ungewöhnliche Wege zu gehen. Wir unterstützen die nahezu energieautarke Kombination von Mobilität und CO2 – Einsparung für bestimmte abgrenzbare Wohngebiete“

(Thomas Bosse, Baudezernent und 1. Stadtrat der Stadt Norderstedt)

Bei Karabag handelt es sich um einen Hamburger Fiat-Händler, welcher bereits 2009 damit begonnen hat, in Eigenregie einen Fiat 500 zum Elektroauto umzubauen. Ein Jahr später war die Markteinführung des Fiat 500 E in Deutschland, dadurch hatte er einen vergleichbar großen Vorsprung vor den großen Autoherstellern in Deutschland.
Der zu einem Elektroauto umgebaute Fiat 500 dient in der Norderstedter Modellsiedlung als Stromspeicher, statt der sonst üblichen durchschnittlichen Eigenverbrauchsquote von 30 Prozent wird über die Stromspeicherung eine Quote von bis zu 80 Prozent erreicht. Bei der Finanzierung gilt das Elektromobil im Wert von 30 000 Euro als Teil des Hauses und ist im Gesamtpreis mit inbegriffen

Für die Häuser an der Müllerstraße gibt es laut Werner Schilling bereits an die 250 Interessenten. Der Quadratmeterpreis soll bei ca. 260 Euro liegen, die nötige Technik lasse sich in günstigen oder teuren Hausmodellen realisieren.

Laut des Immobilienunternehmens kostet so ein Norderstedter Modell-Haus ca. 25 000 Euro mehr als ein herkömmliches Eigenheim, die Differenz würde sich später aber über die Energieeinsparung amortisieren.

An der Straße Feldweg entstehen zur Zeit drei Pilothäuser von Schilling Immobilien, welche im Frühjahr besichtigt werden können.

Auch wenn die Idee nicht neu ist, ein Elektroauto als Stromspeicher zu nutzen, finde ich es gut, dass es in Deutschland Unternehmen gibt, welche solche „Öko-Siedlungen“ bauen. Ich würde in so eine Siedlung gerne einziehen – und ich finde es schade, dass es mit der Bio-Gas Anlage nicht geklappt hat. Aber sowas kann später ja immer noch realisiert werden.

2 comments on “Elektroauto dient beim energieautarken Wohnen als Stromspeicher”
  1. Hobrecht says:
    9. Februar 2012 at 12:16

    Ausgerechnet Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke als Beispiele für regelbare Karftwerke zu nennen, war wohl ein Missgriff. Gerade diese Kraftwerkstypen lassen sich nur sehr langsam und aufwändig regulieren. Gaskraftwerke sind da deutlich felxibler.

  2. Matthias Lösch says:
    19. Dezember 2014 at 16:35

    Tolle Webseite, gute Informationen, Glückwunsch.

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